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Die Eppsteiner Burg ist eine der ältesten open-air-Theaterspielstätten des Rhein-Main Gebietes. Seit 1913 finden hier in den Monaten Juni und Juli die Burgfestspiele Eppstein statt.
Als Vater der Burgfestspiele gilt Fürst Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode, damals Besitzer der Eppsteiner Burgruine. Im Auftrag seiner Durchlaucht des Fürsten organisierte der Burgkurator Franz Burkhard die ersten Festspiele 1913. Der engagierte Architekt war mit der Sicherung und Erforschung der Burg betraut. Darüber hinaus hielt er Vorträge, publizierte und tat alles, um „weitere Freunde und Gönner zu werben und auf die Schönheit dieses Erdenfleckchens aufmerksam zu machen“ - Stadtmarketing Anfang des 20. Jahrhunderts. Möglicherweise stammt die Idee, Burg Eppstein als Naturbühne zu nutzen sogar von ihm.
Als Vorsitzender des Festspielausschusses organisierte Burkhard das „Mittelalterliche Volksfestspiel“, das aus der Feder von Franz Tochtermann stammte. Bis zu 300 Laienspieler traten auf. Der Burghof diente als Bühne, die Zuschauer saßen damals noch auf den Schutthügeln der Kemenate und des Palas.
Ein von Burkhard selbst entworfenes Plakat zeigt einen stolzen Ritter zu Pferde und im Hintergrund die Eppsteiner Burg im Zustand des 17. Jahrhunderts. Das Motiv schmückte auch Festpostkarten und Reklamemarken, die das mittelalterliche Volksfestspiel bewarben.
„Also auf nach Eppstein, hinauf zum alten Schlosse mit seiner idealen Naturbühne, umrahmt von herrlichen Wäldern und belebt von einem begeisterten Menschenschlag“ riefen die Annoncen auf. Die Werbekampagne war groß angelegt.
Franz Tochtermann, einst Mitglied des Frankfurter Opernchores und Stadttheaters, versetzte Eppstein mit seinem Stück in das Jahr 1437. Bruderzwist, der Kampf zwischen dem edlen Ritter und dem Tyrannen, große Gefühle, Liebe und Leidenschaften standen dabei mehr im Vordergrund als historische Fakten. Burg Eppstein wurde zum Ort romantischer Sehnsüchte. Das Bild des idealen Mittelalters, geschaffen und perfektioniert durch das Volksfestspiel aber auch durch die Renovierungen und Rekonstruktionen Burkhards auf der Burg. Ein Bild, das auch wir oftmals noch vor Augen haben.
Zur Eröffnung der Festspiele schossen die Böller von der Burg, es gab einen Fackelzug zum Festplatz mit Bierzelten, Karussells und Tanzböden. Am eigentlichen Festspieltag weckten Fanfaren um sechs Uhr morgens die Eppsteiner, ab acht Uhr schossen die Böller, und nachmittags fand die erste Vorführung statt. Welch ein Bild muss es gewesen sein, als die Gäste von der Burg in den festlich geschmückten Ort strömten, den Stadttore als Kulissen schützten. Ganz Eppstein, meist in mittelalterlichen Kostümen, war beim Festumzug auf den Beinen. Die Romantik der Burg und das wieder belebte Mittelalter ziehen seitdem und bis heute Besucher magisch an – die Grundlagen schuf das Jahr 1913.
Günstig für Eppstein war die Nähe zur „Weltkurstadt“ Wiesbaden und den mondänen Taunusbädern. Die imposante Burgruine lockte Kurgäste und Künstler zu einem Ausflug nach Eppstein. Aus den Großstädten kamen die Gäste, um im beschaulichen Eppstein herrliche Natur und Kleinstadtidylle zu erleben. Die Nutzung der Burg als Freilichtbühne erwies sich als zusätzliche Attraktion und als Wirtschaftsfaktor für Eppstein. Burgarchitekt Burkhard und der Besitzer der Burg, Fürst Stolberg-Wernigerode, haben diese Werbewirksamkeit erkannt. Eppstein verdankt ihnen wichtige Impulse.
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges kamen die Festspiele zum Erliegen. Dabei hatte man sogar ein Plus erwirtschaftet, Franz Burkhard wieder zum Festspielleiter gewählt, und es gab einen Ehrenausschuss, dem Honoratioren und finanzielle Förderer aus Eppstein und Umgebung angehörten. Für 1915 und die Folgejahre hatte man nach „Ein Lehnstag auf Burg Eppstein“ weitere Stücke aus der Geschichte Eppsteins geplant: Das Aussterben der Herren von Eppstein und der Übergang der Burg in den Besitz der Stolberger, ein Festspiel über den Dreißigjährigen Krieg und 1918 schließlich die Aufführung der gesamten Festspiel-Trilogie.
Der Erste Weltkrieg und dessen Folgen machten allen Plänen ein Ende. Noch lange war Eppstein nach Kriegsende von Truppen besetzt. Ausgangssperre und Einquartierungen hemmten jegliche Festspiellaune.
Erst 1935 fanden die Burgfestspiele eine Fortsetzung. Eppstein mit seiner Naturbühne passte in das nationalsozialistische Förderungsprogramm für Freilichttheater. Ab 1938 wurde Eppstein wegen seiner Burgfestspiele vielbesuchter Erholungsort der Organisation „Kraft durch Freude“. Nur noch Berufsbühnen durften auftreten. Mangels neuer Stücke griff man auf gängiges Repertoire zurück: Wie auf allen Bühnen dominierten auch in Eppstein von Deutschtum geprägte Volksstücke, Unterhaltungstheater oder Klassiker.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühte man sich, Eppstein durch Fortführung der Burgfestspiele ab 1950 für „Kunstfreunde, Rad- und Autofahrer, ja alle Erholungssuchenden“ attraktiv zu machen. Allerdings mit Unterbrechungen, da man Defizite zu fürchten hatte. Mit Verlegung der Bühne rückte auch die heute noch genutzte imposante Kulisse des Palas und des hohen Bergfrieds ins Scheinwerferlicht. Ab 1956 machte sich Bürgermeister Christian Dorn trotz des finanziellen Risikos für die Burgfestspiele stark: Die Burgruine, mittlerweile im Besitz der Stadt, sollte Mittelpunkt des Kulturlebens sein. Die auftretenden Berufsbühnen galten als Garant für ein anspruchsvolles Programm.
Lange war den heimischen Laienschauspielern der Auftritt bei den Burgfestspielen verwehrt. In der Tradition jener Laienspieler, die 1913 bei den ersten Burgfestspielen mitwirkten, stehen seit fast 60 Jahren die Eppsteiner Burgschauspieler, anfangs als „Ludwig Löbers Laienspiel“ bekannt.
Seit 1986 eröffnen sie traditionell die Burgfestspiele und geben ihnen damit eine ganz persönliche und für Eppstein individuelle Note.
Lassen Sie sich verzaubern!