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Am 8. Mai 1945 endete der Zweiter Weltkrieg. Anlässlich des Gedenktages veranstaltete das Instituts für Ukrainistik an der Kharkiv National University für Radioelektronik eine Online-Konferenz. Daran nahm am 8. Mai auch Monika Rohde-Reith für das Eppsteiner Burgmuseum und Stadtarchiv teil. Alla Serhiieva, die an der Universität Charkiw Lehrbeauftragte ist, hatte die Museumsleiterin eingeladen, dort zu sprechen. Serhiieva musste wegen des russischen Angriffs aus der Ukraine flüchten und wohnt jetzt in Eppstein. Rohde-Reith berichtete über das Kriegsende 1945 in Eppstein und ihre Erkenntnisse bei der Befragung von Zeitzeugen. Sie erzählte, dass manche verbotene ausländische Sender gehört haben, um zu erfahren, wie weit die Amerikaner schon vorgerückt waren. Und dass noch in den letzten Kriegstagen ein Ehepaar aus Eppstein verhaftet wurde, weil es sich über die Aussichtslosigkeit, den Krieg zu gewinnen, geäußert hatte. Wegen der anrückenden Alliierten Truppen kamen beide in Häftlingstransporte. Der Ehemann, Paul Schiemann, überlebte den Gewaltmarsch nicht. „Nur ein Beispiel für Sinnlosigkeit des Krieges und den Irrsinn des nationalsozialistischen Regimes“, so Rohde-Reith.
Eines der Themen der Konferenz war, dass die Ukraine – auch die Stadt Charkiw - im Zweiten Weltkrieg größte Schäden und Verluste an Menschenleben ertragen musste, als sie von Sommer 1941 bis Frühjahr 1944 erst von der Deutschen Wehrmacht eingenommen wurden, dann bei der Gegenoffensive der Roten Armee, bei den folgenden Partisanenkämpfen und schließlich bei der Rückeroberung durch sowjetische Verbände. Alla Serhiieva sagte, dass ihre Großeltern viel über die Verbrechen auch der russischen Armee während des Zweiten Weltkriegs gesprochen hätten, was sie lange nicht glauben konnte, weil in den Schulen die Geschichte der Ukraine auf eine für Russland vorteilhafte Weise gelehrt wurde. Erst als die Archive geöffnet wurden, wurde ihr klar, dass ihre Großeltern die Wahrheit gesagt hatten.
Ein weiteres Thema war die Auseinandersetzung mit der Geschichte Deutschlands in Schulen, sei es durch Gedenkstätten wie dem Holocaust-Mahnmal in Berlin oder durch das Verlegen von Stolpersteinen. Deutschland ist ein Beispiel dafür, wie mit der Geschichte umgegangen werden sollte. Ukrainische Lehrer, die heute hier Zuflucht finden, sind beeindruckt davon, wie historische Denkmäler erhalten bleiben und wie Geschichte in Schulen gelehrt wird.
Die Teilnehmenden an der Konferenz waren sich einig, dass es sehr wichtig ist, sich an die Historie der Ukraine zu erinnern. Leider habe man lange Zeit nicht die Möglichkeit gehabt, die Geschichte frei zu studieren, habe sehr lange an die russische Version geglaubt. Heute sei die Ukraine ein Beispiel dafür, was Menschen bekommen, die ihre Geschichte vergessen, so der Konsens.
„Es ist der Wille, freiheitlich leben zu können, der auch die Menschen in der Ukraine antreibt, für den sie tapfer kämpfen. Sie kämpfen für unsere freiheitliche Lebensweise. Ich hoffe sehr, dass es bald einen Tag wie den 8. Mai 1945 für die Ukraine geben wird, einen Tag des Friedens und der Freiheit“, schloss Rohde-Reith ihre Rede, die von Alla Serhiieva für die teilnehmenden Lehrkräfte und Studierenden übersetzt wurde. Kulturdezernentin Sabine Bergold begrüßte den Austausch. „Ich freue mich über die Zusammenarbeit unseres Stadtarchivs mit der Universität Charkiv. Die Aufarbeitung von Geschichte aus Originalquellen, wie sie in Archiven bewahrt werden, hat eine hohe Bedeutung“, so die Stadträtin.
Foto: Alla Serhiieva (r.), Lehrbeauftragte an der Universität Charkiw und Stadtarchivarin Monika Rohde-Reith nehmen von Burg Eppstein aus gemeinsam an der Online Konferenz zum 8. Mai der Kharkiv National University teil. Foto: Burgmuseum Eppstein