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Die politischen Gremien hatten zum Thema zentrale kommunale Wasserenthärtungsanlage einen Prüfauftrag beschlossen, wonach dargestellt werden sollte wie das in Teilen harte Wasser weicher werden könnte.
Die Wasserversorgung in Vockenhausen und in Bremthal
Die Wasserversorgung für die Stadtteile Vockenhausen und Bremthal ist wie folgt geregelt: der Stadtteil Vockenhausen ist wasserversorgungsmäßig in drei Zonen, entsprechend der Topographie, unterteilt. Die Tiefzone wird von der Wassergewinnungsanlage Steinbach über den Hochbehälter Herzhain versorgt. Außerdem wird der Wasserbehälter Bauwald über eine Transportleitung mit Einspeisung aus Ehlhalrten versorgt. Darüber hinaus benötigte Wassermengen liefert der Wasserbeschaffungsverband Hofheim am Taunus. Vom Behälter Bauwald wird die Mittelzone versorgt. Bremthal verfügt über eine Hoch- und Tiefzone sowie drei Brunnen. Die Hochzone wird komplett vom Wasserbeschaffungsverband Hofheim am Taunus versorgt.
Trinkwasser als streng überwachtes Lebensmittel
Durch die Trinkwasserverordnung wird das Trinkwasser sehr streng überwacht. Es gilt damit als das am besten kontrollierte Lebensmittel mit flächendeckend hoher Qualität, so auch in Eppstein. Trinkwasser ist nach der Trinkwasserverordnung Wasser für den menschlichen Gebrauch, das im ursprünglichen Zustand oder nach Aufbereitung bereitgestellt wird und für folgende Zwecke bestimmt ist: zum Trinken, zum Kochen sowie zur Zubereitung von Speisen und Getränken, zur Körperpflege und -reinigung, zur Reinigung von Gegenständen, die mit Lebensmitteln und nicht nur vorübergehend mit dem menschlichen Körper in Kontakt kommen, und zu sonstigen in Bezug auf die menschliche Gesundheit relevanten häuslichen Zwecken oder in Lebensmittelunternehmen verwendet wird.
Die Härtegrade weich, mittel und hart
Die Wasserversorger sind verpflichtet, Verbrauchern den Härtegrad ihres Trinkwassers mitzuteilen. Es sind drei Härtebereiche für Trinkwasser definiert: weich, mittel und hart. Der Begriff der Wasserhärte ist dabei jedoch nicht klar abgegrenzt. Dieser beschreibt ein komplexes System verschiedener, miteinander gekoppelter chemischer Gleichgewichte im Wasser. Der Begriff „Gesamthärte“ gibt, vereinfacht gesagt, die Konzentration von Calcium- und Magnesium-Ionen im Wasser an. Daneben spielt im sogenannten Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht eines Wassers die Carbonathärte eine wichtige Rolle. Bezüglich der Härte des Trinkwassers gibt es keine Anforderung oder Grenzwerte in der Trinkwasserverordnung. Der Deutsche Bundestag hatte im Jahr 2007 die Neufassung des Gesetzes über die Umweltverträglichkeit von Wasch- und Reinigungsmitteln (Wasch- und Reinigungsmittelgesetz, WRMG) beschlossen. Nach dessen § 9 Abs. 2 erfolgt die Einteilung in drei Härtebereiche, nämlich: Härtebereich weich: weniger als 1,5 Millimol Calciumcarbonat je Liter, Härtebereich mittel: 1,5 bis 2,5 Millimol Calciumcarbonat je Liter und Härtebereich hart: mehr als 2,5 Millimol Calciumcarbonat je Liter.
Kommunale Wasserenthärtungsanlagen
Für die Vorsehung einer oder mehrerer kommunaler Wasserenthärtungsanlagen für den betroffenen Versorgungsbereich ist bereits nach der erfolgten Voranalyse für die Anschaffung und den Betrieb von Enthärtungsanlagen mit sehr hohen Betriebskosten zu rechnen. Für eine solche Anlage sind hohe Wartungs- und Energiekosten anzunehmen. Die Anlage muss mit einem Durchsatz von ca. 98 m³/Stunde ausgelegt werden, um den Bedarf an Trink- und Löschwasser abdecken zu können. Die geschätzten Anschaffungskosten belaufen sich bei einer Vorschätzung in einem 6-stelligen Betrag zuzüglich einem entsprechendem Gebäude sowie Umbauarbeiten am und im Hochbehälter. Das Wasser der Hochzone müsste 24 Stunden am Tag gepumpt werden, weil es in diesem Fall am notwendigen Netzdruck fehlt. Zurzeit wird das Trinkwasser über den Druck von ca. 5-7 bar über den Wasserbeschaffungsverband Hofheim am Taunus ins Netz weitergegeben. Die vorhandene Druckerhöhungsanlage wird in dieser Zeit nicht benötigt und ist entsprechend unauffällig im Strombedarf. Bei einem Wasserverbrauch über ca. 22 m³/Stunde schaltet sich die Druckerhöhung dazu, um die Versorgung weiter sicher zu stellen. Die bei einer Wasserenthärtungsanlage anfallenden Filter, welche verbraucht werden, sind neben den Anschaffungskosten auch in den Kosten der Entsorgung nicht nur als minimal zu bewerten, weil hier kein Restmüll entsteht, sondern Sondermüll. Hinzu kommt noch, dass bei einem Stromausfall die Pumpen und Enthärtungsanlage über Notstrom zu betreiben wären und hierfür die Voraussetzungen erst zu schaffen sind.
Prüfung der Erweiterung der Eigenversorgung durch einen neuen Brunnen
In der Sitzung des Ortsbeirates Bremthal am 07.05.2024 erfolgte eine Beschlussfassung zur Errichtung eines zusätzlichen Tiefbrunnens zur Trinkwassergewinnung. Dies ist deshalb wichtig, da dieses Ansinnen eine kommunale Wasserenthärtungsanlage tangiert. Kommt es tatsächlich zur Inbetriebnahme eines weiteren Tiefbrunnens, kann durch das Einbringen dieses Wassers aus der Eigengewinnung der Härtegrad aller Voraussicht nach (in Teilen) abgesenkt werden. Aus diesem Grund können die beiden Beschlussfassungen nicht voneinander getrennt behandelt werden. Aus Sicht des Magistrates muss zunächst vertieft in die Frage eingestiegen werden, welche Vorteile ein weiterer Tiefbrunnen mit sich bringt und wie dessen Errichtung und Betrieb sich wirtschaftlich auswirken. Angemerkt werden darf bereits: die Wasserversorgung im Stadtgebiet ist gesichert - zu kritischen Situationen ist es nicht gekommen. Es kann jedoch konstatiert werden, dass in Trockenheitsphasen es zunehmend zu herausfordernden Situationen kommen wird. Durch ein hochgradig vorbildliches Verhalten der Eppsteiner Bevölkerung konnten vor allem in Trockenheitsphasen die Wasserverbräuche verhältnismäßig konstant gehalten werden. Es wird davon ausgegangen, dass solche Trockenheitsphasen sich künftig in Anzahl und Dauer mehren werden und nicht mehr lediglich eine absolute Ausnahme sind.
Wasserlieferungen
Der Wasserbeschaffungsverband Hofheim am Taunus bezieht das Wasser seinerseits aus dem Hessischen Ried. Die Stadt Eppstein steht in einer vertraglichen Beziehung zum Wasserbeschaffungsverband Hofheim am Taunus und dieser über die Hessenwasser GmbH & Co. KG wiederum mit dem Wasserverband Hessisches Ried. Der Wasserverband Hessisches Ried ist ein Wasser- und Bodenverband im Sinne des Gesetzes über Wasser- und Bodenverbände. Ende 2014 wurde auf Beschluss der Verbandsversammlung eine mit der Landespolitik abgestimmte neue Organisationsstruktur umgesetzt. Die beiden zentralen Aufgaben – die Grundwasserbewirtschaftung und die landwirtschaftliche Beregnung im Hessischen Ried – werden von zwei Verbänden in jeweils eigener Verantwortung erbracht. Der Beregnungsverband ist zuständig für die Beschaffung und Verteilung von Beregnungswasser für landwirtschaftlich oder gartenbaulich genutzte Grundstücke im Verbandsgebiet. Die Rheinwasseraufbereitung in Biebesheim sowie die Grundwasseranreicherung in Südhessen verantwortet der Wasserverband Hessisches Ried als Infiltrationsverband. Seit der Gründung des Wasserverbandes Hessisches Ried wurde das Konzept der Grundwasserbewirtschaftung durch Infiltration von aufbereitetem Oberflächenwasser (Grundwasseranreicherung) als nachhaltige und zukunftsfähige Strategie für die Gewinnungsanlagen im Hessischen Ried eingeschätzt. Die Infiltration von Brauchwasser ist ein wesentlicher Bestandteil der Grundwasserbewirtschaftung im Hessischen Ried. In diesem Zusammenhang muss die aktuelle und zukünftig sicherlich als (noch) kritischere anzusehende Klimasituation betrachtet werden.
Hierzu darf auf die Ausführungen des Regierungspräsidiums Darmstadt Bezug genommen werden: „Insbesondere sind in den Trockenperioden 1971 bis 1976 und 1991/92 durch das Zusammenwirken von Niederschlagsdefiziten und Grundwasserentnahmen bedeutende Absenkungen des Grundwasserspiegels bis zu mehreren Metern zu verzeichnen, da die entnommene Grundwassermenge nicht mehr vollständig durch die natürliche Grundwasserneubildung ersetzt werden konnte. Das Trockenfallen von Feuchtgebieten, Wald, Straßen- und Gebäudeschäden waren die Folge. […] Seit 1989 gibt es im Hessischen Ried eine künstliche Anreicherung des Grundwassers durch Infiltration von aufbereitetem Rheinwasser. Damit wird der Grundwasserstand so gesteuert, dass bestimmte „Richtwerte“ angestrebt werden, die im Grundwasserbewirtschaftungsplan Hessisches Ried vorgegeben sind. Bei hohen Grundwasserständen wird kein Wasser eingeleitet, so dass es durch Infiltration nicht zu Vernässungsproblemen kommt.“
Die für die 1970er und 1990er Jahre betrachteten Niederschlagsdefizite und deren Folgen müssen in mindestens gleichem Umfang wegen des Klimawandels angenommen werden. An einer Verlässlichkeit der Bereitstellung muss aktuell nicht gezweifelt werden, jedoch muss diese Situation im Auge behalten werden, insbesondere, was den tagesaktuellen Lieferumfang in krisenbehafteten Sommermonaten (Niederschlagsdefizit, sinkender Grundwasserspiegel und niedriger Pegelstand von Rhein und Main) angeht. Auch deshalb wird der Magistrat diesen Komplex vertieft bearbeiten und gesamtheitlich betrachten.
Dabei erscheint der Einstieg in eine intensive Untersuchung einer erneuten Nutzung des Wassers im Königsbachtal in Bremthal als vorrangig.